Zum Gastkommentar „Auf den Hund gekommen“
Da
hat der Herr Gastkommentator ja ein schönes Häufchen angerichtet - mit seinen
schlichten Gedanken zu den abzockenden Kollegen.
Mit
mehreren Griffen in die Kiste der unfairen Rhetorik hat er Ihren
Gastkommentar-Platz gekonnt auf Wahlkampf-Niveau heruntergearbeitet. Kostprobe:
„Da kann sich mancher Camper eine Scheibe abschneiden, der hinter dem Caravan
mal eben Wasser abschlägt ...“ Rezept: Man vergleiche die guten der einen Sorte
mit den schlechten der anderen und schon weiß man, wie gut die einen und
schlecht die anderen sind.
Oder
inhaltlich schon sehr deftig angerührt: „So lange aber kleine
Familienmitglieder gebührenfrei dabei sind, haben Hunde erst recht nichts zu
entrichten ...“. Heißt für mich: Wenn sich ein Kollege betont kinder- und
familienfreundlich in der Gebührenauslegung gibt, muß er das auch für Hunde tun
– ergo: Gleiches Recht für Kinder und Hunde: Käme gut im Wahlkampf!
Zu
dem vermuteten Erklärungsnotstand:
Erstens
haben wir auf unserem Platz häufigen Erklärungsbedarf, warum jeder Hund (und
jede Katze) immer angeleint sein muß, auch nicht von außen an die
Campingplatzhecke oder den Gehsteig erleichtert und bei Bellbedarf relativ
schnell beruhigt werden muß. Was nun nicht heißt, daß nicht auch unsere
Hundehalter zu 95% selbst die Hundeetikette beherrschen. Aber 5% argumentieren
halt leidenschaftlich mit ihrem ganz braven, ganz kleinen, fast blinden oder
leider leinen-phobischen Hund - oder der Hund hebt zwar das Bein, bei dem
speziellen Hund kommt aber nix, der tut nur so – und draußen auf der Straße, da
kann er tun, was er will – ist ja nur unsere Hecke von außen – oder auf dem
Gehsteig – dafür bezahlt er ja Hundesteuer. Wie gesagt, die Minderheit, aber
leider auffällig und jedes Argument live genossen – allerdings immer nur
einmal!
Zweitens
kommt die Mehrheit der Gäste ohne Hund und viele davon machen sich mindestens
nichts aus Hunden, oder mögen sie ausdrücklich nicht oder fürchten sich gar
davor. Diese Gruppe kommt genaugenommen manchmal nicht, die geht nämlich
teilweise nur auf Plätze mit Hundeverbot. Oder sie kommt zwar, wird aber
zufällig einmal mit der erwähnten 5%-Gruppe konfrontiert (ehe wir davon „Wind“
bekommen) und kommt möglicherweise nie mehr zu uns.
Also
erheben wir die Hundegebühr primär aus diesen zwei Gründen: Einerseits als
(kleine) Kompensation für entgangene Nicht-Hunde-Gäste und andererseits für
manche unerfreuliche Diskussion oder noch unerfreulichere Konsequenz aus nicht
campinggerechter Hundehaltung. Mal räumt man ein Häufchen weg, mal arbeitet man
ein ausgebleichtes Stück Rasen nach.
Zu
bedenken gäbe es daran, daß die guten Hundehalter für die schlechten bezahlen.
Trifft nicht, weil leider – wie immer öfter in unserer Welt – auch hier
Quantität in Qualität umschlägt: Angesichts von 3-5 Hundenachbarn kann selbst
ein bis dann Hunde-Toleranter mal einen Nicht-Hunde-Platz testen wollen – und
vielleicht nicht wieder kommen.
Kommt
noch hinzu, daß zeitgemäße Hundenahrung Abfall produziert, Dosen und Tüten,
also schon auch einen Kostenanteil darstellt.
Zur
Einordnung: Wir haben 2 Kinder, 1 Hund, sind Camper (mal mit Hund, mal ohne)
und Campingplatzbetreiber und unser Hund läuft nicht frei. Wir haben Hunde für
Touristen zugelassen (nicht für Saisongäste) und leben von den 3 DM, die wir dafür
pro Hundenacht nehmen.
Hannes
Schießl, Camping Weichselbrunn, Bodenwöhr, August 98
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